Vom Unterricht bei "Tante Yvi's Alltagstraining"



Leah und ich besuchen mittlerweile seit gut eineinhalb Jahren Tante Yvis Alltagstrainig. Das Training bei Yvonne unterscheidet sich schon in einem wesentlichen Punkt von den gängigen Hundeschulen. Es wird nicht auf einem Trainingsplatz trainiert. Stattdessen verabreden wir uns für jeden Sonntag an einem anderen Ort und manchmal auch zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Doch für gewöhnlich treffen wir uns am späten Vormittag, außer des soll ein besonders heißer Sonntag werden, dann treffen wir uns meist schon um 8.30 Uhr, bevor uns die Mittagssonne den Nacken verbrennt und die Hunde heiße Pfoten bekommen. Bei außergewöhnlich heißen Temperaturen hat der Hund eh nichts draußen verloren, außer es geht an den Weiher, zu abkühlen!
Die Orte variieren je nach Witterung, Giftköderattacken (leider) und Wünsche der Frauchen und Herrchen. Manchmal geht’s in die Stadt, manchmal an die Isar oder aber in den Wald oder zwischen Felder. Und ab und zu, wenn wir besonders gut drauf sind (und das Wetter mitspielt) zum Essen in einen Biergarten oder ein Restaurant, dass auch draußen geöffnet hat. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass es auch Hunde gibt, die ein Training beim Essengehen, bitter nötig haben.

Wenn wir uns also treffen, läuft es fast immer gleich ab. Für gewöhnlich bin ich eine der ersten. (Ich gehören zu den zwanghaften Zu-Früh-Ankommern) Und während so die Schüler und Hunde eintrudeln wird jeder Hund von Leah wild begrüßt und alle werden auf Trapp gehalten. Aber sobald wir nur noch auf unsere Tante Yvonne warten müssen, versuchte ich Leah etwas ruhiger zu halten, damit wir überhaupt starten können.
Erst vor einigen Unterrichtsstunden haben wir erfahren, dass das eine der Grundsätze vor jedem Gassi sein soll. Wenn der Hund sich von alleine beruhigt hat kann es los ruhig und entspannt los gehen. (Übrigens einer von Yvonnes Lieblingssätzen, "So, dann gehen wir mal ruhig und entspannt los." Am liebsten noch, wenn Leah's bester Freund und Yvonnes Schäferhundmix Moritz dabei ist)

Zu Beginn sollen die Hunde nicht mit einander spielen. Lediglich an der lockeren Leine neben uns her gehen und bei Bedarf das ein oder andere Geschäft erledigen, damit wir uns voll aufeinander konzentriere.


Nach einigen Metern geht es dann richtig los. Meist bilden wir eine Gasse, eine Reihe oder einen Kreis, in denen die Hunde sich hinsetzten sollen. Und dann wird "Bleib" in jeder Form geübt, die es gibt.
Die einfachste Form ist wohl, jeder entfernt sich einzeln von seinem Hund und geht nach ein paar Augenblicken wieder zurück. Dann gibt es die Form, in der wir uns entfernen und den Hund rufen. Aber die schwierigsten und verwirrensten Übungen sind die, in denen sich alle von den Hunden entfernen und entweder im Slalom um alle Hunde herum gehen oder die Hunde nach einander gerufen werden. Manchmal haben nämlich alle Hunde auf einmal denselben Namen.
Und manchmal freut sich meine Leah so über ihre Spielkameraden, dass sie alle aufmischen muss und wie wild um alle herum läuft. (Kommt nicht selten vor)



Ab dem Zeitpunkt der ersten Übung gehen die Hunde meistens "Bei-Fuß". So lenkt sich die gesamte Aufmerksamkeit des Hundes auf sein Herrchen. Das wird gerne noch verstärkt mit dem Tempowechsel. Es wird nach einigen Metern Abstand immer wieder das Tempo gewechselt. Von schleichen bis rennen ist alles dabei. (Leah steht natürlich auf rennen) Aber auch stehen bleiben gehört dazu. Und wenn man besonders viel Glück hat, setzt sich der Hund sogar hin.

hier nicht… 


Und dann, wenn wir alle schon "Sitz-und-Bleib" und "Platz-und-Bleib" kräftig geübt haben, kommt natürlich der spaßige Teil! Denn auch Hunde brauchen eine Pause. Und zur Belohnung, weil sie so gut gehört haben, dürfen sie jetzt toben und fetzen wie sie wollen.
Aber auch hier ist das Training mit eingebunden. Denn auch, wenn die Fellnasen mit einander spielen und laufen dürfen, gibt es immer noch Grenzen. Ihre Aufmerksamkeit soll nach wie vor auf uns gerichtet sein. Und während sie so dahin hüpfen und galoppieren, gibt es da immer noch den Rückruf.
Für gewöhnlich klappt das bei uns mittlerweile sehr gut. Zu Beginn war ich der Überzeugung, Leah würde nie ohne Leine laufen können. Aber jetzt kapiert sie's nach dem ersten Ruf. Ab da kommt sie oft von alleine und schaut bei den lahmen Menschen vorbei. Allerdings habe ich den Verdacht, dass sie das nur macht, um ein Leckerli abzustauben!


Aber das aktuelle Highlight (zugegeben, wir üben daran schon eine ganze Weile) Ist die "Stopp" Übung. Ein Hund muss in jeder Situation in der Lage sein, stehen zu bleiben. Sei es, weil ein Auto unseren Weg kreuzt, weil der Hund in den Wald abhauen will oder einfach nur, weil ein anderer Hund in der Nähe ist.
Bei uns sieht die Übung ganz einfach aus. (ist sie aber manchmal gar nicht) Der Hund wird hin gesetzt und man entfernt sich einige Meter von dem Hund. Und wenn der Hund mit macht und sitzen geblieben ist, ruft man ihn. Ich fange für gewöhnlich auf der Mitte des Wegs an, mein Bein zu heben und rufe: "Stopp! Sitz!"
Es ist leichter für den Hund mit einem deutlichen Kommando den Hund sofort mit ins "Sitz" zu schicken, da die Hunde (also die Leah) gut und gerne einfach weiter laufen.


Wie dem auch sei. Klar ist es schön, wenn mein Hund Kommandos beherrscht. Und natürlich ist es wichtig, dass der Hund hört, aber für uns ist ein weitere Punkt wichtig. Spaß! Ohne Spaß geht nichts. Und bei einer so tollen Gruppe wie bei Tante Yvi ist das gottseidank gegeben!
Leah hat neben den ganzen Kommandos nämlich eine Sache wirklich gelernt. Menschen sind nicht so schlecht, wie sie immer gedacht hat. Der Positive Kontakt mit Hundemamas und -papas hat sie gelehrt nicht immer Misstrauisch zu sein. Und auch wenn sie sich  immer noch nicht von jeden anfassen lässt, ist es deutlich besser geworden. Immerhin klemmt sie nicht den Schwanz zwischen die Beine und versucht zu flüchten, wenn wir beim Gassi-gehen an jemanden vorbei kommen.



P.S.
Ich bin kein Hundeprofi. Ich habe keinerlei Lehrgänge, oder Studiengänge abgelegt. Das sind reine Beobachtungen und Erkenntnisse, die ich mit Leah in der Hundeschule gesammelt habe. Und Yvonne, bitte korrigiere mich, wenn ich etwas nicht richtig aufgefasst und weiter gegeben habe.

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